Webdesign-Trends – Teil 3: Minimalismus

Viele leuchtende Farben, bunte Bilder, spielerische Designelemente – auf all das verzichtet der Minimalismus. Wie der Name schon verspricht, hier wird alles auf ein Minimum reduziert. Leicht könnte man also annehmen, dass dieser Stil etwas für mittelmäßige und schnelle Lösungen sein könnte. Doch weit gefehlt. Warum das so ist, klären wir im folgenden Artikel, denn eines ist sicher: der Minimalismus ist so etwas wie das kleine Schwarze unter den Webdesigns – immer passend.

Ursprung

Seit den frühen 60er Jahren ist der Minimalismus in der Bildenden Kunst etabliert. In der Anfangsphase des Webdesigns war dieser Stil schon einmal der große Renner – allerdings, weil die technischen Mittel kaum andere Möglichkeiten zuließen. Doch auch das aktuelle Webdesign besinnt sich wieder zurück auf diese Wurzel, als Gegenströmung zu überladenen, pompösen Designs. Denn gerade der Minimalismus ist mehr als die Summe seiner Einzelteile: vorhandenen Platz nicht zu füllen, sondern einfach die Leere für sich sprechen zu lassen, hat sich zu einer Königsdisziplin entwickelt.

Verwendung im Webdesign

Da die graphischen Elemente extrem zurückgeschraubt werden, wird mit einem anderen gestalterischen Mittel gearbeitet: dem Rastersystem (Grid Layout). Dabei wird ein Textraster aus Spalten (columms) und Freiräumen (gutters) kreiert. Dieses soll eine planerische Geschlossenheit mit Transparenz und Klarheit in einer gestalterischen Ordnung gewährleisten, was das Erfassen von Inhalten fördert. So kann nicht nur schneller und einfacher gelesen werden, sondern Informationen werden auch besser verstanden. Das Ziel ist ein systematischer, logischer Aufbau von Text- und Bildmaterial, der rhythmische, choreographisch spannungsvolle und funktionelle Kompositionen ermöglicht.

Vergleicht man minimalistische Webseiten, stechen folgende Gemeinsamkeiten ins Auge:

  • Funktion und Inhalt stehen absolut an erster Stelle.

  • Auf Bilder wird selten komplett verzichtet, aber sehr sparsam eingesetzt. Oft fällt auf, dass auch das Bildmaterial zum minimalistischen Thema passt, dh. Bilder mit wenig Farben, die die Kernaussage direkt auf den Punkt bringen.

  • Dadurch, dass so gut wie keine Bilder und aufwendigen Grafiken verwendet werden, erreicht man deutlich schnellere Ladezeiten der Webseite.

  • Außerdem ist der Benutzer nicht abgelenkt und kann sich ungestört auf den Inhalt konzentrieren.

  • Die stärksten gestalterischen Mittel sind auf der einen Seite die Schrift, auf der anderen Seite die Leere, der freie Raum.

  • Einheitliche Typographie – eine serifenlose Schrift (zB. Helvetica), die auf der gesamten Seite verwendet wird. Hierarchische Gliederungen werden mit Hilfe von Schriftgröße und -schnitt ermöglicht.

  • Die Texte sind ins Rastersystem integriert und daher im Blocksatz. Im Umkehrschluss heißt dass, das man den Inhalt direkt in der Überschrift auf dem Punkt bringen sollte, um eine einfache Übersicht zu gewährleisten.

  • Das vorherrschende Farbspektrum ist meist schwarz, weiß oder grau. Leuchtende Signalfarben werden akzentuiert zum Hervorheben genutzt. Wie man sich leicht vorstellen kann, ist dieser Effekt auf minimalistischen Seiten umwerfend – und wird gerne im Webdesign verwendet.

Mini1 Mini2 Mini3

Fazit

Klingt doch alles gar nicht so schwierig? Doch das Gegenteil ist der Fall! Der Minimalismus ist die hohe Kunst der Gestaltung. Oft muss man sehr viel Können, Geduld und Kreativität aufbringen, um genau das richtige Gleichgewicht zwischen Inhalt, Leere und Usability zu finden, von allem noch mehr, damit die Seite trotzdem persönlich, individuell und aufregend wird. Dies ist die große Herausforderung im Minimalismus, denn wenn man alles richtig gemacht hat, dann wirkt die Seite erfahren, souverän und kühn. Frei nach dem Motto, „Ich habe eine Botschaft. Keine Untermalung, keine Schnörkel, kein Drumherum – nur die Botschaft“.